Büchervielfalt

Für Leseratten & alle die lesen können
 


Freunde des Hardboiles-Genres werden in David Ellis Roman “In Gottes Namen” (im Original: “The Eye of the Beholder”, sehr komisch übersetzt) eine kurzweilige, nicht sehr anspruchsvolle, aber stets spannende Geschichte finden. In guter alter Manier geht es hier mordtechnisch richtig zur Sache.

Cover zu “In Gottes Namen”Auf dem Gelände des Mansbury Colleges werden 1989 sechs grausam zugerichtete Frauenleichen gefunden, zwei von ihnen sind Studentinnen, die restliche vier Prostituierte. Schnell sprechen alle Indizien für den Hausmeister Terry Burgos, der eine der beisen Studentinnen auch belästigt und gestalkt haben soll.

Für den jungen Anwalt Paul Riley ist der Prozess gegen Burgos der Einstieg in eine stele Karriere. Kurz vor dem Vollstrecken der Todesstrafe im Jahr 1997 flüstert der offentsichtliche Mörder Riley ins Ohr: “Ich bin nicht der Einzige”. weiterlesen »


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Der deutsche Autor Sargon Youkhana hat mit seinem Debütroman “Im Labyrinth der Lilien” gleich einen Volltreffer gelandet. Von der ersten Seite an fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt.

Cover zu “Im Labyrinth der Lilien”Man kann den Pomp und den Luxus am Hofe Ludwig des XIV. förmlich vor sich sehen und den Duft der gepuderten Perücken riechen. Hier bedient Youkhana natürlich alle Klischees von mehr Sein als Schein, von Klatsch und Tratsch am Hofe, von tuffigen Aufamchungen und Wer-mit-wem-Geschichten. Doch dies tut er so gut, dass sie nie wirklich klischeehaft, sondern im Kontext des Hofes ganz normal wirken.

Frankreich im Jahr 1960: Das Hofleben blüht im Louvre und dem gerade erbauten Schloss Versailles. Doch in das bunte Treiben bricht der plötzliche Tod der gerade mal 26-jährigen Henriette Stuart, Schwester des englischen Königs Charles II. und Gemahlin des Bruders Ludwigs XIV, jäh ein. Schon geht die Gerüchteküche los. Man munkelt ihr Tod war kein natürlicher.

Heimlich beauftragt der König den in Ungnade gefallenen Marquis Antoine de Montagnac Nachforschungen anzustellen und dies so unauffällig wie möglich. Der Marquis darf dafür wieder nach Paris und an den Hof zurückkehren und seinen Ruf und seinen verlorenen Status wiederherstellen.

Bei den Ermittlungen steht ihm das zehnjährige Bauernmädchen Marie zur Seite, die er am Hofe als sein Page ausgibt. Zusammen stoßen die beiden auf Intrigen, Mord und schwarze Messen. Zündstoff, der den Hof sprengen könnte, wenn er an die Öffentlichkeit gerät…

Genauso liebevoll und eindringlich wie Sargon Youkhana den Hof schildert, so widmet er sich auch den Charakteren. Die Figuren erwachen zum Leben und man kann sich die Kottetrie und die Gepflogenheiten am Hof genau vorstellen. Dies erreicht der Autor auch dadurch, dass er die Welt außerhalb des Schlosses als krassen Kontrast aufzeigt, rauh und alles andere als luxuriös.

Die Aufklärung des Mordfalls ist geschickt inszeniert und man kommt auch nicht gleich dahinter. In diesem Buch gibt es keine große Action und trotzdem bleibt es stets spannend.

Gut finde ich auch den Anhang, der einen über die realen Gegebenheiten aufklärt. Und man hat noch mehr den Eindruck, dass der Autor seine Recherche wirklich gut gemacht hat.

“Im Labyrinth der Lilien” soll der Auftakt zu einer Serie werden. Hoffentlich ist der Nachfolger auch so gelungen wie dieser historische Krimi!


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Ein Krimi für Jedermann

Autor: Nina
abgelegt in: Krimi

Cover zu “Laienspiel”Der schrullige und liebenswerte Kommissar Kluftinger aus dem Allgäu ist schon beinahe Kult. Nun ist vor kurzem sein neuester Fall aus der Feder des Autorenduos Volker Klüpfel und Michael Kobr erschienen. Doch können sie in “Laienspiel: Kluftingers neuer Fall” an den Charme der drei Vorgänger anknüpfen?

Jein… Vorneweg, es ist wieder ein wirklich unterhaltsames Buch, es gibt natürlich einiges zu lachen und die Autoren bemühen sich sichtlich die Geschichte für jedermann zugänglich zu machen. Und genau darin liegt an manchen Stellen, und besonders in der Charakterzeichnung, der Hund begraben. Sie meinen es teilweise etwas zu gut. Weniger wäre an einigen Stellen wohl eher mehr gewesen. Das fängt schon beim Plot an:

Nachdem ein Student von österreichischen Polizisten über die deutsche Grenze gejagt wurde, erschießt er sich. Logischerweise ;-) zeigt es sich, dass er vor kurzem zum Islam übergetreten ist und Mitglied einer Terrorzelle ist, die im Allgäu einen Anschlag planen. Doch wo wird dieser Anschlag sein? Kluftinger ermittelt nun zusammen mit den Kollegen des BKA und aus Österreich. Doch ein Verdächtiger nach dem anderen kommt ums Leben…

Allgemein finde ich die Überspitzung der Angst vor der Terrorgefahr hier besonders gut gelungen (ein Anschlag im Allgäu! :D ), doch die Übertreibung wirkt manchmal dermaßen fehl am Platz, dass es einfach nicht zu passen scheint. Leider!

Desweiteren sind mir die Figuren, wie schon erwähnt, in diesem Buch zu überzogen. Waren Kluftinger und seine Kollegen in den Vorgängern noch einfach kauzig, skurril und liebenswürdig, so werden sie hier schon teils zu einer Farce. Zu viele Klischees tun keinem gut!

Trotzdem: Spannend ist er meist und alles in allem muss man aber sagen, dass “Laienspiel” aber ein ganz unterhaltsames Buch für Zwischendurch ist, in dem jeder etwas finden wird, nur leider kann es an die Vorgänger nicht ganz anknüpfen.


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Moon-süchtig?

Autor: Nina
abgelegt in: Buchneuerscheinung,Krimi,Thriller

Richard Montanari hat nun seinen dritten Roman um die Detectives Kevin Byrne und Jessica Balzano veröffentlicht und ihm ist es gelungen die Spannung der beiden Vorgänger in “Lunatic” sogar noch zu erhöhen.

Cover zu “Lunatic”Am Ufer des Schykill Fluss bei Philadelphia wird eine junge Frau gefunden. Von weitem erkennt man gar nicht, was mit ihr los ist, doch kommt man näher stellt man fest, dass sie tot ist. Sie wurde anscheinend erdrosselt und dann in ein weißes Kleid gesteckt und in sitzender Pose am See platziert. Doch am bizarrsten ist wohl, dass der Mörder ihr die Füße abgesägt hat, die ein paar Meter weiter in rote Schuhe gesteckt gefunden werden.

Die beiden Detectives Byrne und Balzano werden auf den Mord angesetzt. Schnell gibt es einen zweiten Mord, ebenfalls am Schykill Fuss und wieder ist die Frauenleiche bizarr inszeniert. Die ersten Ermitlungen führen in eine Sackgasse. Und während sich die Medien auf die Morde stürzen und den Serienkiller “Moon” nennen, wird auch ein hochrangiger Polizist ermordet. Doch wie hängen diese beiden Fälle zusammen?

Den beiden Ermittlern dämmert es erst als es schon fast zu spät ist, denn auch Balzano und gerät in Moons Visier…

Zunächst einmal muss man bei “Lunatic” zugeben, dass das Klischee des genialen Serienkillers ja schon fast ausgelutscht ist. Und auch die problembelasteten Cops sind nicht wirklich neu. Aber Montanari gelingt es seine Geschichte so temporeich und spannend voranzutreiben, dass die flachen Charktere fast schon zur Nebensache werden.

Bis zum Ende führt einen der Autor in die Irre, was das Ende dann besonders gut macht.

Gefallen hat mir auch der schwarze Humor, der zwischendrin mal durchscheint, und die enfallsreichen und merkwürdigen Inszenierungen der Leichen. (Bäähh, ich weiß… :-) )

Richard Montanari hat hier bestimmt kein Meisterwerk geschrieben und moon-süchtig wird man auch nicht werden, aber man ist für eine Zeit gut unterhalten und wird es auch nicht bereuen es gelesen zu haben. Der perfekte Happs für Zwischendurch…


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Cover zu “Mordshunger”RTL hat sich die Rechte für die Verfilmung von gleich zwei “Altwerken” von Frank Schätzing gekrallt. Und es wird auch schnell klar, warum gerade diese zwei Werke, “Mordhunger” und “Die dunkle Seite”. Beide lagen lange Zeit als Manuskript unangetastet in den Schubladen Schätzings und wurden dann, natürlich nicht aus kommerziellen Gründen ;-) , nach dem Riesenerfolg von “Der Schwarm” dann doch veröffentlicht.

Man merkt beiden Büchern an, dass sie Erstlingswerke sind. Wobei “Mordshunger” sogar noch einen Tick besser ist als “Die dunkle Seite“. Vom inhaltlichen und sprachlichen Niveau also genau das Richtige für RTL… :D

“Mordshunger” war, laut Schätzing, sein allererstes Buch. Doch sein Mittelalterroman “Tod und Teufel” wurde (besser wars) dann doch früher, also als sein eigentliches Debüt, verlegt.

Die schwer reiche Inka von Barneck wird von einem Nachbarn mit auggeschlitzter Kehle gefunden. Der stets hungrige Kommissar und selbst ernannter Gourmet Romanus Cüpper leitet zusammen mit seinem Assistenten Rabenhorst die Ermittlungen. Doch die Liste der Verdächtigen ist lang, denn die zickige und skrupellose Inka hatte viele Feinde. Da gibt es u.a. die eigene Tochter, die seit Jahren schon kein gutes Verhältnis mehr zu ihrer Mutter hat, ihre ehemalige Kollegin, die Inka um ihre Agentur betrogen hat, und der Ehemann, der in zweilichtige Geschäfte verwickelt ist. Doch der wahre Mörder hat sich sein Alibi geschickt zusammegebastelt…

“Mordshunger” ist neben einem klassischen Krimi gleichzeitig eine kleine Gourmetreise durch Köln. Kommissar Cüpper versucht jedem, dem er begegnet ein Rezept aus den Rippen zu leiern. Als zusätzlichen Gimmick gibt es im Anhang noch 15 Rezepte von 15 Kölner Spitzenköchen. Die Idee einen Krimi auf Kochen aufzubauen finde ich so gar nicht schlecht, denn hungrig sind in diesem Buch alle, ob nach Sex, Geld oder Macht. Zudem können Ermittlungen ja auch wie ein gutes Gericht nacht und nach aufgebaut und mit kleinen Raffinessen gewürzt werden.

Doch genau diese fehlt Schätzing in seinem Buch. Man merkt ihm das Erstlingwerk deutlich an. Die Sprache ist nich nicht ganz ausgereift. Die Geschichte und auch die Spanung hinken zeitweilen ganz schön.

Wer Frank Schätzing zum ersten Mal liest, sollte sich veilleicht lieber an “Der Schwarm” oder im historischen Bereich “Tod und Teufel” halten. Für Schätzing Fans allerdings nett zu sehen, dass jeder mal klein anfängt und wie er nach und nach seine Sprachfertigkeiten verbessert hat.

Die Verfilmung von RTL heute abend um 20:15 Uhr im TV…


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Sherlock Holmes für Kinder

Autor: Nina
abgelegt in: Kinderbücher

Die neue Kinderbuchreihe, die Tracy Mack zusammen mit ihrem Mann Michael Citrin geschrieben hat, soll junge Leser an die Abenteuer des berühmten Sherlock Holmes heranführen. Und wer kennt ihn nicht? Den genialen Ermittler, der die Lösungen für den noch so schwierigsten Fall aus dem Ärmel zu schütteln scheint.

“Sherlock Holmes und die Baker-Street-Bande”Und was ist nicht alles schon über ihn geschrieben worden, Parodien, Adaptionen, Verwurstungen und Gerüchte. Eines dieser Gerüchte besagt ja, dass Holmes die Fälle nie allein gelöst hat. Aber nicht nur sein Assistent Watson hat ihm geholfen, sondern auch eine Gruppe von Straßenkindern, die Jungs aus der Baker Street.

Und genau auf diese Kinder hat sich das Autorenduo konzentriert um eine kindliche Indetifikation bei den Fällen zu schaffen.

Die Baker Street Bande ist ein Gruppe von Jungs, die schon ewig auf den Straßen des viktorianischen Londons hausen. Die meisten von ihnen sind Waisen. Ihr täglicherKampf ums Überleben ist von Hunger und Kälte geprägt und nur zusammen können sie dies überstehen. Ab und zu versuchen sie ein wenig Geld aufzutreiben und die spannendste Art ist es natürlich Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen zu helfen.

In diesem ersten Band der Reihe “Sherlock Holmes und die Baker-Street-Bande – Mord auf dem Hochseil” braucht der Meisterdetektiv die Hilfe der Jungs bei einem Mord im Zirkus Barboza. Die weltberühmten Hochseilartisten “die fliegenden Zalindas” sind vom Trapez gestürt und dabei gestorben. An einen Unfall glauben weder Holmes noch seine Helfer, denn schnell stellt sich heraus, dass das Hochseil manipuliert wurde. Die Kinder spüren einen Verdächtigen nach dem anderen auf und bald weitet sich der Kreis auch über die Welt des Zirkus hinaus aus. Wird es den Kindern gelingen mit Holmes den Fall zu lösen?

Jetzt werden viele denken, nicht schon wieder ein Kinderkrimi, doch die Baker Street Bande überzeugt durch ihr spannendes Tempo. Ein Verdachtsmoment jagt den nächsten und das Buch kann diese auch bis zum Schluss hin halten.

Zudem zeichnet sich die Baker Street Bande durch ihre tragischen Lebensunstände aus, die dem Leser ehrlich übermittelt werden. Das einzige Manko ist, dass die Darstellung der Zeit nicht immer realistisch ist, was aber vor allem nur Erwachsenen auffallen wird.

Ansonsten überzeugt das Buch und wird bestimmt ein paar Fans für die weiteren Bände gewinnen können.


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Gerade jetzt, so kurz vor den Olympischen Spielen in Peking, tut jedes Buch gut, das offen mit den Machtverhältnissen Chinas umgeht und über die in den gängigen Medien gezeigten Bilder hinausgeht. Und wenn diese Kritik dann noch nicht trocken rüberkommt, sondern in eine interessante und spannende Geschichte verpackt ist, tut das doppelt so gut.

Cover zu “Goldener Reis”Mit “Goldener Reis” hat der englische Autor Andy Oakes den Kommissar Sun Piao aus seinem Buch “Drachenauge” wieder bemüht. Und das Anknüpfen an den Vorgängerroman ist ihm vortrefflich gelungen. Das Blut fließt mal wieder in Strömen, die Handlung hat Spannungspunkte, die einen plötzlich Mitreißen, und die Sozialkritik nimmt angesichts der aktuellen und noch kommenden Ereignisse einen noch größeren Stellenwert ein.

Auf der Baustelle des neuen Nationalstadions in Shanghai, in dem in Kürze die Olympischen Spiel 2008 stattfinden sollen, vergewaltigen von ihrem Vorgesetzten gezwungen ein paar Offiziere vier junge Frauen und foltern drei von ihnen mit Rasierklingen zu Tode. Nur eine, Lan Li, kann mit schweren Verletzungen entkommen. Nachdem sich die Soldaten bei der Tat gefilmt haben betonieren sie die Leichen ein.

Inspektor Di übernimmt die Ermittlungen, denn es ist nicht das erste Verbrechen dieser Art. Doch bevor Di überhaupt mit seiner Arbeit beginnen kann, wird ihm der Fall auch schon entzogen und an die Volksbefreiungsarmee abgegeben. Doch anscheinend wusste Di bereits zuviel. Er und sein Partner werden ermordet und ihre Leichen bizarr zur Schau gestellt.

Sun Piao, der im Zuge einer Säuberungsaktion zu einer Art Umerziehung in die Psychatrie gesteckt wurde, kehrt nach dieser Zeit nach Shanghai zurück. Er und sein Partner Pan Yaobang ermitteln nun inoffiziell gegen die Mörder Suns ehemaligen Vorgestzten Di. Doch immer mehr wird klar, dass sich die Morde bis in die Führungspositionen der chinesischen Regierung ziehen. Immer mehr werden sie in eine Welt aus politischen Intrigen, Korruption und Prostitution hineingezogen. Und sie kratzen hierbei nur an der Spitze des Eisberges. Ihre Lage wird zunehmend gefährlicher…

“Goldener Reis” wartet, wie auch schon im Vorgänger, mit einem charismatischen Ermittlerduo auf. Der coole, aber stets sympatische Sun und sein kongenialer Partner Pan, der meist einfach lieber mit dem Kopf durch die Wand geht als den komplizierteren Weg zu gehen, wagn sich in einer gut durchdachten Geschichte in die Kreise der Mächtigen des Landes.

Zwischendrin erfährt man in kleinen Einschüben näheres über die Lage und die Lebenssituation in China. Er prangert offen die Scheindemokratie an, in der das Militär die fats uneingeschränkte Macht inne hat, und eröffnet dem Leser zudem neue und aufschlussreiche Einblicke in die wirtschaftlichen Vorgänge, vor allem der der Ernährungsindustrie.

Bei allen Informationen und gut recherchierten Details lässt Oakes aber nie die Spannung und das Vorantreiben der Geschichte außer Auge. Auch sein sprachlicher Stil überzeugt.

Für alle, die beim Krimilesen das Denken nicht abschalten wollen…


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Der Mann, der starb wie ein Lachs

Autor: Nina
abgelegt in: Krimi

Europaweit wurde der Schwede Mikael Niemi auf einen Schlag durch seinen Debütroman “Populärmusik aus Vittula” bekannt. Nun hat er bei seinem dritten Buch die Form des Krimis gewählt, wohl auch um den ewigen Vergleichen mit seinem Erstlingswerk zu entkommen. (Hat ja super geklappt, wie man hier sieht… :D )

Cover zu “Der Mann, der starb wie ein Lachs”“Der Mann, der starb wie ein Lachs” ist vor allem eine Ode an Niemis Heimat und eine überzeugende Darstellung der schwierigen Beziehung zwischen Schweden und Finnland.

Als die Gemeindeangestellte Rauha Jauhöjärvi vor der Tür Martin Uddes steht um nach dem alten Mann zu sehen, wird ihr ganz komisch zumute. Das ganze Haus ist von einem widerlichen Gestank umgeben. Sie tritt ein und ihre düstere Vorahnung bestätigt sich.

Drinnen ist es stickig und warm. Die Herdplatte ist voll aufgedreht und darauf liegt ein verkohltes Etwas, doch das schlimmste befindet sich im Schlafzimmer. Auf seinem Bett liegt Udde mit einem Lachsspeer aufegspießt.

Die junge Polizistin Therese Fossnes wird auf den Fall angesetzt und ist nicht gerade begeistert an einem abgelegenen Ort zu ermitteln, wo sie den Dialekt nicht versteht und ihr die Leute komisch vorkommen. Zu allem Überfluss verliebt sie sich ausgerechnet in den Hauptverdächtigen und erkennt, dass hinter dem Fall mehr steckt als erwartet.

Ich muss leider sagen, die Geschichte ist für einen Krimi nicht sehr spannend, aber wenn man das Buch von mehr als nur diesem einen Blickwinkel aus betrachtet, zieht es einen trotzdem in seinen Bann. Besonders die Sprachexperimente und der teilwiese skurrile und absurde Humor Niemis überzeugen.

Das Buch kommt extrem authentisch und emotionsgeladen daher, wobei man ständig zwischen Schroffheit und zärtlicher Sympathie hin und her gerissen ist.

Vor allem die Charaktere sind besonders gut herausgearbeitet und dies von den Protagonisten bis hin zu Nebendarstellern.

“Der Mann, der starb wie ein Lachs” ist tiefgründig, vielschichtig und sehr “nordisch”. Er beschreibt Menschen, die verzweifelt um den Erhalt ihrer Kultur kämpfen, und liefert zugleich tiefe Einblicke in die Seele des schwedischen Landstriches Tornedalens.

Den Namen Mikael Niemi sollte man sich unbedingt unter den skandibavischen Autoren merken!


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Cover zu “Vergebung”2004 starb der Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson im Alter von nur 50 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Vor seinem plötzlichen Tod konnte er noch die Thriller-Trilogie um die Fälle von Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander vollenden.

Nun ist der letzte Band unter dem Titel “Vergebung” (nach “Verblendung” und “Verdammnis”) auch auf Deutsch erschienen. Aber das Warten hat sich gelohnt. Zum Schluss hin zog Larsson noch einmal alle Register. Das Ergebnis ist eine temporeiche Geschichte, die einen von Anfang an in seinen Bann zieht.

Nachdem Lisbeth Salander mit einem Kopfschuss ins Krankenhaus eingeliefert wird und erst in letzter Sekunde gerettet werden kann, wird klar, das auch Zalatschenko, den Blomkvist und Salander schon in “Verdammnis” gejagt haben, ebenfalls überlebt hat und erneut hinter der Ermittlerin her ist. Doch auch der schwedische Geheimdienst beschließt, das Salander das Krankenhaus nicht lebend verlassen soll. Salander hat durch Zalatschenko Wissen über geheime Spionageangelegenheiten, das den ganzen Apparat zu Fall bringen lassen könnte. Sie soll also auch mundtot gemacht werden und wird zusätzlich des Mordes beschuldigt.

Cover zu “Verdammnis”Unterdessen arbeitet der Journalist Blomkvist fieberhaft daran dieUnschuld Lisbeth Salanders zu beweisen. Ein spannender Wettlauf beginnt…

Vor allem die plötzlichen Wendungen machen das Buch zu einer spannenden Angelegenheit. Manchmal wirken die Zufälle allerdings ein wenig an den Haaren herbeigezogen, aber der gute Sprachstil und das rasante Tempo machen das wieder wett. Auch die Figurenzeichnung ist sehr überzeugend.

Cover zu “Verblendung”Man sollte allerdings vielleicht am besten die ersten beiden Teile gelesen haben, da die unterschiedlichen Charaktere gerade am Anfang etwas verwirrend sein können.

Schade, dass man von Stieg Larsson nichts weiteres mehr lesen wird. Er hätte uns bestimmt noch viele unterhaltsame Thriller- und Krimistunden beschehren können.


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Quantenphysik und Kriminalgeschichte?

Autor: Nina
abgelegt in: Krimi

Das Romandebüt des Kolumnisten Linus Reichlin kommt als etwas kauziger und schräger Krimi daher. Dass es gerade diese Form annimmt mag einige überraschen. Kennt man Reichlin doch bisher eher als Autor von zum Beispiel Kolumnensammlungen mit Titeln wie “Kampf gegen den Orgasmus”.

Doch “Die Sehnsucht der Atome” schlägt einen eher skurrilen und philosophischen Tonfall an.

Cover zu “Die Sehnsucht der Atome”Der Schauplatz ist Brügge: Der belgische Inspektor Hannes Jensen steht kurz vor seiner Frühpensionierung und beginnt sich zu langweilen, daher befasst er sich mit Quantenphysik. Schon bald hält er sich einsam und frustriert für ein bindungsunfähiges Helium-Atom, das alleine durch eine Welt mit bindungsfreudigen Teilchen schwirrt.

Doch dann wird er in einen heiklen Fall verwickelt: Ein Ehepaar wird ermordet. Aber nicht zusammen, nein, er stirbt in einem Hotel in Brügge, sie zuhause in Kalifornien. Trotz der riesigen Entfernung sind die Todesursache und sogar der Todeszeitpunkt identisch.

Zudem verschwinden ihre Söhne spurlos, wahrscheinlich von religiösen Fanatikern nach Mexiko entführt. Jensen beginnt den Kindern hinterherzureisen. Er trifft auf die blinde O’Hara, die die Entführer ebenfalls aus persönlichen Gründen stellen will.

Daraus entwickelt sich ein schräger Plot, teils Liebesgeschichte, teils Abenteuer.

Leider reicht es plottechnisch nicht immert für eine spannende Krimigeschichte, obwohl die Geschichte wirklich mysteriös ist. Doch die wirklich merkwürdigen Einfälle des Autors, die teils überspitzte Charakterzeichnung und die philosophischen Gedankensprünge machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen.

Wer schon immer einmal wissen wollte, was die Heisenbergsche Unschärferelation eigentlich mit der Liebe zu tun hat oder wie man als blinde Frau am besten (und skurrilsten) an Informationen kommt, ist hier genau richtig.


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