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Ken Folletts Versuch einer Fortsetzung

Autor: Nina
abgelegt in: Buchneuerscheinung,Historische Romane

Viele werden mich jetzt steinigen, besonders da sie Fangemeinde um den Autor Ken Follett nicht gerade sehr klein ist, aber sein Ende Februar erschienener Fortsetzungsroman “Die Tore der Welt” ist meiner Meinung nach Kommerz pur.

Ganze 18 Jahre nach seinem supergehypten Bestseller “Die Säulen der Erde” hat Ken Follett sich endlich zu einer Fortsetzung durchringen können und damit das Fanherz erneut bedient. Jahrelang hatte sich der Autor geweigert und auch auf Bitten des Verlages hin alle Pläne zu einem zweiten Teil abgelehnt. Er war auf einem richtigen Weg, doch dann bietet ihm der Verlag einen Vorschuss von sage und schreibe 49 Millionen Euro an und er ändert plötzlich seinen Kurs…

Ein absolut schöner Beweis dafür, wie der heutige Literatur- oder allgemein der Kulturbetrieb funktioniert… Schon lange geht es nicht mehr um Kreativität, schöne Ideen oder geschweige denn den Leuten etwas mitteilen zu wollen. Die Kohle ruft und die Maschine Künstler produziert.

Cover zu “Die Tore der Welt”Okay, jetzt aber zurück zum Buch… ;-) Die Geschichte spielt 200 Jahre nach den Ereignissen in Kingsbridge (“Die Säulen der Erde”). Die Protagonisten sind die Nachfahren der damaligen Helden. Vier Kinder, Caris, eine Nachfahrin von Jack Builder (dem Erbauer der Kathedrale aus “Die Säulen der Erde” – Sehr einfallsreicher Name übrigens für einen Erbauer :-) ), Ralph und Merthin, beide Söhne eines armen Ritters und Gwenda, die Tochter eines Diebes, werden eines Tages im Wald von Kingsbridge Zeugen eines Mordes. Sie leisten daraufhin einen Schwur, der sie ein Leben lang zusammenschweisen wird, niemals jemandem davon zu erzählen.

Die Kinder werden gemeinsam erwachsen, aber ihre Lebenspläne unterscheiden sich drastisch voneinander. Und schon ist der Leser in eine Geschichte voller Liebe und Schmerz, Ehrgeiz und Rache, Pest und Krieg verwickelt.

Ich gebe ja zu, Ken Follett hat keinen schlechten Schreibstil. Er benutzt klare und einfache Worte, die jeder versteht, beschreibt blumig und bunt und hat seine Hausaufgaben in Sachen Recherche wirklich gemacht. Er entführt einen auch in eine Fantasiewelt, die einen kurzweilig unterhält.

Aber dieser 1120 Seiten dicke Wälzer reitet auf etlichen Klischees herum, die Personen wirken teils wie ein Abklatsch der Figuren von vor 18 Jahren und die Story scheint überhaupt keinen roten Faden zu haben.

Ken Follett ist ein guter Thrillerautor, der sich ebensogut verkaufen lässt und “Die Säulen der Erde” wären fast schon zu einem Klassiker geworden, der meiner Meinung nach zwar überschätzt wurde, aber der eine nette und kurzweilige Geschichte erzählt hat.

“Die Tore der Welt” hingegen mäandern nur so vor sich hin und zerstören ein wenig die Welt des ersten Teils. Aber was soll man schon machen bei fast 50 Millionen Euro Vorschuss und dem Gewinn aus dem Verkauf eines garantierten Bestsellers?!


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