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"Der Löwe und die Maus" ist eine der Fabeln von Äsop, die im Perry-Index auf Platz 150 steht. Es gibt auch östliche Varianten der Geschichte, die alle die gegenseitige Abhängigkeit unabhängig von Größe und Status zeigen. In der Renaissance wurde die Fabel mit einer Fortsetzung versehen, in der sozialer Ehrgeiz verurteilt wurde.

Text

Eines Tages lief eine Maus versehentlich über die Tatzen eines schlafenden Löwen. Das mächtige Raubtier erwachte und griff verärgert die kleine Missetäterin, um sie zu zermalmen.

Da rief die Maus flehentlich: „Großmächtiger Herrscher, schone mich! Ich wäre doch nur ein winziger Bissen für dich, und was nützte ich dir. Aber wenn du mich am Leben lässt, könnte ich dir vielleicht doch eines Tages einen Dienst erweisen oder von Nutzen sein - man kann das nie wissen.“

Den Löwen belustigte der Gedanke, dass dieses kleine Tierchen ihm einmal helfen oder nützen könnte, derart, dass er die kleine Gefangene großmütig laufen ließ.

Einige Zeit später geriet der Löwe, den Wald durchstreifend, in das Fangnetz eines Jägers, und je mehr er sich aus ihm zu befreien mühte, desto mehr verstrickte er sich. Sein Wutgebrüll dröhnte durch den Wald und erreichte die Maus. Diese kam gelaufen und begann, die Stricke durchzunagen, in denen der Löwe gefesselt war, und ruhte nicht eher, bis die letzte Schnur von ihren kleinen Zähnen durchgebissen und der Löwe befreit war.

Sind deine Freunde noch so klein, sie können dir von Nutzen sein.