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Das Gedicht „Der Abend“ stammt aus der Feder von Joseph Eichendorff.

Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewusst,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.

Das Gedicht "Der Abend" (1817; Epoche der Romantik) besteht aus 1 Strophe mit 7 Versen im umarmenden Reimschema. Der erste, mittlere und letzte Vers bestehen aus 7 Silben und enden auf einer männlichen Kadenz, die restlichen Verse haben weibliche Kadenzen und bestehen aus jeweils 8 Silben.

Siehe auch das Gedicht Abend von Andreas Gryphius.

Analyse

Reimschema: regelmäßige vierhebige Trochäen (= XX │ XX │ XX │ X(X) │), Gleichmäßigkeit im Takt; 1.,4., 7. Vers ohne letzte Senkung: symmetrische Anlage um 4. Vers herum;

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Schweigt der Menschen laute Lust:

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Rauscht die Erde wie in Träumen

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Wunderbar mit allen Bäumen,

     /             /           /            /

Was dem Herzen kaum bewusst,

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Alte Zeiten, linde Trauer,

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Und es schweifen leise Schauer

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Wetterleuchtend durch die Brust.

 

Reim (zählt ab letzter betonter Silbe/Hebung): ebenfalls Symmetrie durch paarige Reime zwischen umfassenden Reimen; vgl. Takt

Schweigt der Menschen laute Lust:

Rauscht die Erde wie in Träumen

Wunderbar mit allen Bäumen,

Was dem Herzen kaum bewusst,

Alte Zeiten, linde Trauer,

Und es schweifen leise Schauer

Wetterleuchtend durch die Brust.

 

Vokalklang: Wiederholung von „ei“, „au“, „äu“, „u“; volle, weiche, sich gegenseitig stützende Klänge; s. vor allem im vorletzten Vers

Schweigt der Menschen laute Lust:

Rauscht die Erde wie in Träumen

Wunderbar mit allen Bäumen,

Was dem Herzen kaum bewusst,

Alte Zeiten, linde Trauer,

Und es schweifen leise Schauer

Wetterleuchtend durch die Brust.

 

Alliteration: viele weiche Klänge w, b, l  -  im Kontrast zu wenigen sch und t

Schweigt der Menschen laute Lust:

Rauscht die Erde wie in Träumen

Wunderbar mit allen Bäumen,

Was dem Herzen kaum bewusst,

Alte Zeiten, linde Trauer,

Und es schweifen leise Schauer

Wetterleuchtend durch die Brust.

 

Quelle: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022)