Till Eulenspiegel ist der Protagonist eines mittelniederdeutschen Volksbuchs, ein umherstreifender Schalk des 14. Jahrhunderts, der sich dumm stellte, tatsächlich aber gerissen war und seinen Mitmenschen immer neue Streiche spielte.
Das Volksbuch erschien erstmals um 1510 bei dem Straßburger Verleger und Drucker Johannes Grüninger. Die Schwank-Sammlung (auch Dil Ulenspiegel und Dyl Ulenspegel (niederdeutsche Schreibweise: Dyl Ulenspegel, hochdeutsch beeinflusst: Til Ulenspiegel)), dessen Verfasser unbekannt blieb, wurde bereits im 16. Jahrhundert zu einem Bestseller.
Insgesamt 95 kurze und kürzere Kapitel stellen das Leben des Ulenspiegels dar. Wobei dieser kein Hofnarr war und er wurde anfangs auch nicht mit Narrenattributen dargestellt. In späteren Illustrationen wurde die Narrenkappe sein wichtigstes Attribut und Erkennungszeichen, häufig mit „Eselsohren“ und/oder Schellen besetzt.
Handlung
Die ersten Kapitel schildern seine Geburt im Jahre 1300 in einer kleinen niedersächsischen Gemeinde (Kneitlingen; Landkreis Wolfenbüttel in Niedersachsen) und die weitere Kindheit der Figur. In der neunten Geschichte verlässt Ulenspiegel seine Mutter, um auf seine lebenslangen Wanderungen zu gehen. Er geht verschiedensten Berufen nach, jedoch nur, um am Ende jeder Geschichte weiterzuziehen; so bereist er fast den gesamten europäischen Kontinent. Längere Aufenthalte bilden die Ausnahme, wie beispielsweise bei einem Pfarrer, bei dem Ulenspiegel auf seinen anfänglichen Reisen arbeitet, oder der Aufenthalt beim König von Dänemark. Hier bleibt Ulenspiegel bis zum Tod des Königs (obwohl dies auch nur in einer einzelnen Historie erwähnt ist, kann man von einem längeren Aufenthalt ausgehen). In den letzten Historien wird Ulenspiegels Sterben und sein Tod erzählt.
Fazit
Die Erzählungen um die Titelfigur sind unterhaltsam, auch wenn sie manchmal etwas schwerfällig zu lesen sind. Er führt die Gewohnheiten seiner Umwelt ad absurdum, zum Beispiel indem er Redewendungen wörtlich nimmt und damit komische bis groteske Situationen heraufbeschwört.
Unbestritten ist die Genialität des Till Eulenspiegels, auch wenn er stets als Narrenfigur unterwegs ist. Doch Täuschung ist bei ihm Mittel zum Zweck, gerade der scharfsinnige Geist unter der Narrenkappe macht den Schelm so liebenswert.
Till Eulenspiegel ist kein typischer Held. Er stellt Menschen und ihre Laster er regelmäßig bloß, deckt dabei aber auch Missstände auf, die sonst womöglich verborgen geblieben wäre, und prangert den Kleingeist seiner Umwelt an.
Ebenso klug wie eigenwillig, haut der faule und betrügerische Schelm seine Mitmenschen bei jeder Gelegenheit übers Ohr. Ein Gauner soll er sein, dessen Streiche zwar auch humorvoll, aber mitunter ebenso derb sind.
Adaptionen
Der Charakter von Till Eulenspiegel hat verschiedene Autoren inspiriert, wie z. B. :
- In der DDR wurden die Geschichten verfilmt. Der Film zeigt die legendäre Figur, wie sie schon vor der Zeit der Bauernkriege den Mächtigen den Spiegel vorhält und dem einfachen Volk in vielen Dingen die Augen öffnet (1975).
- den belgische Schriftsteller Charles De Coster in Die Legende und die heldenhaften, freudigen und ruhmreichen Abenteuer von Ulenspiegel und Lamme Goedzak im Lande Flandern, wo er Till zu einer Figur des flämischen Widerstandes gegen die spanische Besatzung im 16. Jahrhundert machte (1867).
- den deutschen Komponist Richard Strauss in seiner symphonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche (1894-1895).
- den niederländischen Regisseurs Joris Ivens in dem Film Die Abenteuer des Schurken Till, bei dem er gemeinsam mit Gérard Philipe, der die Titelrolle spielt, Regie führt (1956).
- die sowjetischen Regisseure Alexander Alov und Vladimir Naumov in dem Film Die Legende von Till (1976), mit Lembit Ulfsak, der den Schalk Till spielt.
Weitere Bücher
Zusammenfassung / Kritik / Review / Inhalt / Handlung
- Der kleine Hobbit - J. R. R. Tolkien
- Charlie und die Schokoladenfabrik - Roald Dahl
- Max und Moritz - Wilhelm Busch
- Der Struwwelpeter - Heinrich Hoffmann
- Till Eulenspiegel - Unbekannt