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Die unendliche Geschichte (1979) ist ein märchenhafter, phantastischer Roman von Michael Ende der zu den neuen Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur gehört.

Das Buch beginnt mit Bastian Balthazar Bux, einem "dicken kleinen Jungen von zehn oder zwölf Jahren", dessen Mutter gestorben ist und dessen Vater durch seine Trauer zu sehr abgelenkt ist, um Bastian viel Aufmerksamkeit zu schenken. Auf der Flucht vor Rüpeln platzt Bastian in das Antiquariat von Carl Conrad Coreander und sieht ein Buch namens „Die unendliche Geschichte“. Er kann der Idee einer Geschichte, die niemals endet, nicht widerstehen, stiehlt das Buch und nimmt es mit auf den Dachboden seiner Schule, wo er zu lesen beginnt - und wird immer mehr in die Geschichte hineingezogen, bis es plötzlich seine eigene ist.

Der Großteil der Handlung spielt in einer Parallelwelt, Phantásien genannt, die durch das „Nichts“ zerstört wird – immer größere Teile des Reiches verschwinden einfach, ohne dass etwas davon zurückbleibt.
Die einzige Hoffnung ist ein Menschenkind. Ein junger Krieger mit grüner Haut namens Artréju wird ausgesandt um dieses auserwählte Kind, ihren Retter, zu suchen.
Während Bastian den Kriger Artréju lesenderweise bei seinen Abenteuern begleitet, merkt er langsam, dass er selbst der Auserwählte ist. Er wird ein Teil der Unendlichen Geschichte und das Schicksal ganz Phantásíens liegt nun in seinen Händen.

Das Buch besteht aus 27 Kapiteln, eines für jeden Buchstaben des Alphabets von A bis Z und einem "Kapitel Null" (Die Einleitung), der verkehrt herum auf die Glastür geschrieben ist, vom Inneren des Ladens aus gesehen.
Es ist nicht schwarz-weiß gedruckt, sondern in rot-grün (in manchen Ausgaben variieren die Farben) – rot für die “echte” Welt und grün für „Phantásíen“. Michael Ende hat hier, wie mit dem Kinderbuch Momo, ganze Arbeit geleistet und gezeigt, dass er einheitliches graues Einerlei nicht mag.

Figuren

Bastian Balthasar Bux

Bastian ist ein kleiner Junge von zehn oder elf Jahren. Er ist ein schüchterner und schwächlicher Bücherwurm, der in der Schule gehänselt wird. Seine Mutter ist verstorben, was auch seinen Vater sehr belastet, welcher nur selten mit ihm spricht. In der Unendlichen Geschichte wird er groß, stark und mächtig, vergisst, wer er früher war, und gerät so in große Schwierigkeiten.

Die Kindliche Kaiserin

Die Kindliche Kaiserin, Verkörperung der Phantasie, ist die Herrscherin Phantásiens, doch unter diesem Titel darf man sich keinesfalls das vorstellen, was man gewöhnlich darunter versteht. Die Kindliche Kaiserin oder „Goldäugige Gebieterin der Wünsche“, wie sie auch genannt wird, herrscht nicht und macht niemals von ihrer Macht Gebrauch. Sie urteilt niemals. Vor ihr gelten alle Wesen gleich, egal ob schön oder hässlich, böse oder gut. Obwohl sie aussieht wie ein Mädchen von etwa zehn Jahren, hat sie strahlend weißes Haar und ist alterslos. Sie ist kein Wesen Phantásiens, doch kann ohne sie nichts in Phantásien existieren. Ihre Lebenskraft bemisst sich nach Namen. Ist ihr Name in Vergessenheit geraten, braucht sie unbedingt einen neuen, sonst stirbt sie und ganz Phantásien mit ihr.

Atréju

Atréju gehört zum Volk der „Grünhäute“, die in einer Gegend leben, die „Das Gräserne Meer“ genannt wird. Obwohl er erst zehn Jahre alt ist, wird er von der Kindlichen Kaiserin zu ihrem Stellvertreter ernannt und auf die Suche nach einem Heilmittel geschickt. Die Grünhäute sind ein stolzes Volk von Jägern, schon die Kleinsten lernen, auf sattellosen Pferden zu reiten. Ihre Haut ist olivgrün und ihre Haare sind schwarz wie Ebenholz. Alles, was sie benötigen, fertigen sie aus Gras oder den Häuten der Purpurbüffel, die in großen Herden durch ihr Land ziehen. Atréju ist Bastians Freund und hilft ihm oft aus fast aussichtslosen Situationen.

Fuchur

Fuchur ist ein Glücksdrache und gehört damit zu den seltensten Geschöpfen Phantásiens. Fuchurs Schuppen sind perlmuttfarben, schimmern rosig und glitzern weiß. Er hat eine üppige Mähne sowie Fransen am Schweif und an den anderen Gliedmaßen.

Glücksdrachen haben so gut wie keine Ähnlichkeit mit „gewöhnlichen“ Drachen, wie sie beispielsweise in der Fantasyliteratur auftreten.
Vom Aussehen und auch von ihrer Bedeutung her ähneln die Glücksdrachen in der Unendlichen Geschichte denen aus der chinesischen Mythologie. Sie sind Geschöpfe der Luft, der Wärme und unbändiger Freude. Sie sind trotz ihrer Körpergröße so leicht wie eine Feder und brauchen daher keine Flügel, um zu fliegen – sie schwimmen quasi durch die Lüfte, wie Fische im Wasser.
Eine weitere Besonderheit ist Fuchurs Gesang, der wie „das Dröhnen einer riesigen Bronzeglocke“ beschrieben wird.

Fazit

Michael Endes Fantasy-Roman ist einer der bekanntesten und beliebtesten Jugendromane überhaupt. Die Geschichte teilweise etwas abgehackt, zu viele einzelne Handlungsstränge mit wenig inneren Zusammenhang. Dennoch eine wundervolle Geschichte über das Träumen und insgesamt gesehen sehr gut und spannend.

Eine von der deutschen Filmemacherin Ulli Pfau durchgeführte Umfrage ergab, dass "Die unendliche Geschichte" vor allem Leser im Alter von 18 bis 35 Jahren anspricht. Am erfolgreichsten ist sie nach wie vor in Deutschland und Japan, während der Film von 1984 eher beim englischsprachigen Publikum bekannt ist.

Hörspiel

1980 produzierte Phonogram eine knapp dreistündige Hörspielfassung (später von Karussell vermarktet). Für Produktion und Regie zeichnete Anke Beckert verantwortlich. Die eindringliche Musik komponierte Frank Duval. Als Erzähler fungiert Harald Leipnitz.
Das Hörspiel kommt dem Original näher als die Verfilmungen, auch wenn Teile der Romanhandlung für die Hörspielumsetzung entfallen mussten.

2014 wurde durch den WDR eine neue Version des Hörspiels unter der Regie von Petra Feldhoff veröffentlicht und mit dem Hörbuchpreis 2015 ausgezeichnet.

Hörbuch

2008 brachte der Audio Verlag Die unendliche Geschichte als Lesung heraus. Diese neue Fassung auf 9 CDs und mit einer Laufzeit von ca. 650 Minuten wird von Rufus Beck gelesen. Auch hier ist das Buch nicht komplett, doch im Gegensatz zum Hörspiel wurden nur einzelne Abschnitte und nicht ganze Szenen ausgelassen.

2013 erschien bei Hörbuch Hamburg eine ungekürzte Lesung mit Gert Heidenreich als Sprecher.

Filme

Die unendliche Geschichte (1984) war die erste Verfilmung des Romans unter der Regie von Wolfgang Petersen und mit Barret Oliver als Bastian, Noah Hathaway als Atreyu und Tami Stronach als die Kindliche Kaiserin in den Hauptrollen. Er deckt nur die erste Hälfte des Buches ab und endet an dem Punkt, an dem Bastian Fantastica betritt (im Film in "Fantasia" umbenannt).
Ende, der Berichten zufolge "empört" über den Film war, verlangte, dass die Produktion gestoppt oder der Name des Films geändert wird, da er der Meinung war, dass der Film letztendlich und drastisch von seinem Roman abweicht; als sie beides nicht taten, verklagte er sie und verlor den Fall.

Dem ersten Film folgten Die unendliche Geschichte II und III, die mit dem ursprünglichen Buch nur den Titel und einige Charaktere gemeinsam haben.

In Die unendliche Geschichte II – Auf der Suche nach Phantásien (1990) unter der Regie von George T. Miller wird Phantásien von der „Leere“ bedroht. Die Urheberin dieser Bedrohung ist die Hexe Xayíde. Bastian wird hier von Jonathan Brandis dargestellt.
Der Film verwendete hauptsächlich Handlungselemente aus der zweiten Hälfte von Endes Roman, erzählte aber eine neue Geschichte. Ende hat sowohl den Film von 1984 als auch die Fortsetzung von 1990 als "gigantisches Melodrama aus Kitsch und Kommerz, Plüsch und Plastik" abgetan.

In Die unendliche Geschichte III – Rettung aus Phantásien (1994) unter der Regie von Peter MacDonald stiehlt eine Schülergang, die „Nasties“, in Bastians (Jason James Richter) neuer Schule das Buch und bedroht Phantásien und die Menschenwelt.
Der Film spielt größtenteils in der Menschenwelt, und hat – außer den Charakteren – nichts mehr mit dem Buch gemeinsam.

 

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