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Mephisto – Roman einer Karriere (1936) ist ein Roman des Schriftstellers Klaus Mann in dem der Schauspieler Gustaf Gründgens eine zentrale Rolle als die Romanfigur Hendrik Höfgen spielt (320 Seiten).

Zusammenfassung

Der Roman schildert den Aufstieg des Schauspielers Hendrik Höfgen vom Hamburger Künstlertheater im Jahr 1926 zu überregionalem Ruhm im Jahr 1936. Zunächst flieht Höfgen nach Paris, als er die Nachricht von der Machtergreifung der Nazis erhält, weil er wegen seiner kommunistischen Vergangenheit (von einem Freund erfährt er, dass er auf einer schwarzen Liste steht). Eine ehemalige Schauspielkollegin aus Hamburg, Angelika Siebert, reist nach Berlin, um Lotte von Lindenthal, die Freundin (und spätere Ehefrau) eines Luftwaffengenerals, davon zu überzeugen, ihn zu begnadigen. Nach seiner Rückkehr nach Berlin gelingt es ihm schnell, Lotte und ihren General für sich zu gewinnen, und mit dessen Unterstützung macht er eine wunderbare Karriere. Als er die Rolle des Mephisto im ersten Teil des Faust erhält, erkennt er, dass er eigentlich einen Pakt mit dem Bösen (d.h. dem Nationalsozialismus) geschlossen und seine menschlichen Werte verloren hat (er denunziert sogar seine Geliebte als "Schwarze Venus"). Es gibt Situationen, in denen Höfgen versucht, seinen Freunden zu helfen oder dem Ministerpräsidenten von der Not im Konzentrationslager zu berichten, aber er ist immer darauf bedacht, seine Nazi-Gönner nicht zu verlieren.

Hintergrund

1924 hatten Klaus Mann, seine Schwester Erika, Gründgens und Pamela Wedekind gemeinsam an einer Inszenierung von Manns "Anja und Esther" gearbeitet und waren damit durch Deutschland getourt. Gründgens und Erika Mann verlobten sich, Klaus Mann verlobte sich ebenfalls mit Wedekind. Die beiden heirateten 1926, ließen sich aber 1929 scheiden und Wedekind heiratete ein Jahr später den Schriftsteller Carl Sternheim. Gründgens und Mann hatten beide in den frühen 1930er Jahren einer stark linksgerichteten Theatergruppe angehört, die im Januar 1933 auf Spanien-Tournee war. Als Hitler am 30. Januar 1933 deutscher Reichskanzler wurde, war die Gruppe in Madrid, und Mann drängte Gründgens, nicht nach Deutschland zurückzukehren. Als Gründgens den Rat Manns missachtete und nicht nur nach Deutschland zurückkehrte, sondern sich (aus rein opportunistischen Gründen) dem Nazi-Regime anschloss, verzieh Mann seinem ehemaligen Freund Gründgens nie. Klaus Mann wurde 1934 ins Exil geschickt; Gründgens wurde ein bekannter Theater- und Filmregisseur in Nazi-Deutschland. Obwohl Mann Gründgens nie als Gegner bezeichnete, gab er eine "bewegte Antipathie" zu. Obwohl er Gründgens in Zeitungsartikeln angriff, zögerte Mann, Homosexualität im Roman zu thematisieren, da er selbst schwul war, und entschied sich für den "negroiden Masochismus" als sexuelle Präferenz der Hauptfigur.

Verbot in der BRD

Nach Gründgens' Tod verklagte sein Adoptivsohn und Alleinerbe Peter Gorski die Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, den damaligen Verleger in Westdeutschland, und erwirkte das Verbot der Veröffentlichung, das 1968 von den Revisionsrichtern des Bundesgerichtshofs bestätigt wurde.

Am 24. Februar 1971 wurde die Verfassungsbeschwerde vom Bundesverfassungsgericht zurückgewiesen, das entschied, dass die Freiheit der Kunst (Art. 5 Abs. 3 GG) gegen die Persönlichkeitswürde des verstorbenen Gründgens (Art. 1 Abs. 1) abgewogen werden müsse. Der Fall, bei dem 2 Richter abweichende Meinungen schrieben, gilt als Meilenstein der deutschen Rechtsgeschichte.

Der Roman war jedoch weiterhin über den ostdeutschen Aufbau-Verlag erhältlich (und importierbar). 1981 wurde er von Rowohlt in Westdeutschland neu aufgelegt. Da das Urteil von 1968 nur Nymphenburger betraf und Gorski nie juristisch gegen Rowohlt vorging, ist Mephisto weiterhin erhältlich.

Verfilmung

Der Roman wurde 1981 unter der Regie von István Szabó mit Klaus Maria Brandauer in der Hauptrolle verfilmt.

Autor

Klaus Heinrich Thomas Mann (1906 - 1949) war ein deutschstämmiger amerikanischer Schriftsteller und Dissident. Er war der Bruder von Erika Mann, mit der er eine lebenslange enge Beziehung pflegte, und Golo Mann.

Klaus Mann flüchtete im März 1933 ins Exil, da er, wie sein Vater, der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann, als Schriftsteller nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland politisch verfolgt wurde.

Zu seinen weiteren Romanen zählen unter anderem: Der fromme Tanz (1925), Treffpunkt im Unendlichen (1932), Symphonie Pathétique (1935), Der Vulkan (1939) sowie die Erzählung André Gide: Die Geschichte eines Europäers (1948).

Mann starb am 21. Mai 1949 in Cannes an einer Überdosis Schlaftabletten, nach einer weiteren Drogentherapie. Der produktive Schriftsteller beging wahrscheinlich aufgrund finanzieller Probleme und sozialer Isolation Selbstmord. Er wurde dort auf dem Cimetière du Grand Jas beigesetzt.

 

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