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Das Foucaultsche Pendel (1988) ist ein historischer (Kriminal-) Roman von Umberto Eco (850 Seiten; italienischer Originaltitel: Il pendolo di Foucault).
Der Titel bezieht sich auf den Pendel-Versuch, mit dem der französische Physiker Léon Foucault 1851 die Erdrotation veranschaulichte.
Das Buch ist in zehn Abschnitte unterteilt, die durch die zehn Sefiroth repräsentiert werden. Es ist gespickt mit Anspielungen auf die Kabbala, Alchemie, Esoterik, Philosophie, Physik und Verschwörungstheorien.

Zusammenfassung

Casaubon, der Erzähler, ist in den siebziger Jahren Geschichtsstudent in Mailand und schreibt eine Dissertation über die Geschichte der Tempelritter. Später arbeitet er als Lektor in einem Verlag.

Zusammen mit seinen Kollegen Belbo und Diotallevi stößt er auf ein kryptisches Manuskript aus dem 14. Jahrhundert. Da die drei berufsbedingt Experten für Mystik, Hermetik und Okkultismus sind, merken sie schnell, dass es sich um das verschollene Vermächtnis des 1312 zerschlagenen Ordens der Tempelritter handeln könnte.

Durch eine Reihe von Ereignissen findet Casaubon seine wahre kulturelle und berufliche Daseinsberechtigung im Mythos der Tempelritter. Von diesem Mythos zweigen jedoch eine Reihe von Strängen ab, die dem okkultesten oder dem am meisten ausgestoßenen Teil der westlichen Zivilisation entsprechen. Durch die Entdeckung dieser Stränge lernen wir die anderen Figuren des Romans kennen, manche gut, andere weniger gut, aber alle an etwas interessiert. Die Gier, das zu bekommen, was die verschiedenen Charaktere suchen, lässt sozusagen die Guten und die schwächeren Bösewichte untergehen.

Es stellt sich heraus, dass das codierte Manuskript den großen Plan der Templer zur Beherrschung der Welt enthält. Alle 120 Jahre treffen sich die jeweiligen 36 Nachkommen der Ritter um diesen Plan und die Templergeheimnisse mündlich weiterzugeben. Die Umsetzung des Plans scheint kurz bevorzustehen ...

Personen


Fazit

Im Gegensatz zu Dan Browns Bestseller Da Vinci Code, in dessen Handlung sich die Verschwörungstheorien bestätigen, geht es jedoch bei Eco um die Fiktionalität von Verschwörungstheorien und die Beliebigkeit, mit der sich historische Tatsachen zu irrealen Verschwörungen zusammenimaginieren lassen. Der Roman kann als Satire oder Polemik gegen die gesamte Esoterik interpretiert werden.

Der Roman erzählt meisterlich eine spannende Geschichte im Umfeld des Okkulten und schafft es gleichzeitig, diese mit einem Augenzwinkern zu parodieren. Er belegt eindrucksvoll, dass Menschen selbst aus Ereignissen des Alltags einen Geheimen Plan oder eine Verschwörung konstruieren können.


Dass die Tempelritter und ihre mehr oder weniger imaginären Nachfolger auf der Suche nach dem Umbilicus Telluris, dem Nabel der Erde, ausgerechnet des titelgebenden Experiments aus dem Jahr 1851 bedürften, habe durchaus einen Sinn: Das Pendel demonstriert nämlich, wie die Erde sich unter ihm dreht. Der einzig feststehende Punkt bei diesem Experiment ist der Aufhängepunkt des Pendels, der somit in gewisser Weise wirklich eine Art Nabel der Welt bildet. Die (im Buch auch angesprochene) Pointe sei dabei, dass sich ein Pendel überall aufhängen lässt, dass also jeder beliebige Punkt der Erde der „einzig feststehende“ werden kann.


Der Roman von Eco war mehr als ein Jahrzehnt vor dem Da-Vinci-Phänomen von Dan Brown angesiedelt, aber beide Romane befassen sich mit den Tempelrittern, komplexen Verschwörungen, Geheimcodes und sogar einer Verfolgungsjagd um die Denkmäler von Paris. Eco tut dies jedoch aus einer viel kritischeren Perspektive; Foucault ist eher eine Satire auf die Sinnlosigkeit von Verschwörungstheorien und diejenigen, die daran glauben, als ein Versuch, solche Überzeugungen zu verbreiten.

Eco wurde gefragt, ob er den Brown-Roman gelesen habe; er antwortete:

"Ich war gezwungen, ihn zu lesen, weil mich jeder danach gefragt hat. Meine Antwort ist, dass Dan Brown eine der Figuren in meinem Roman Foucaults Pendel ist, in dem es um Menschen geht, die anfangen, an okkulte Dinge zu glauben."
"Aber Sie selbst scheinen sich für die Kabbala, Alchemie und andere okkulte Praktiken zu interessieren, die in dem Roman erforscht werden."
"Nein. In "Das Foucaultsche Pendel" habe ich die groteske Darstellung dieser Art von Menschen geschrieben. Dan Brown ist also eine meiner Kreaturen."

 

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